100.000 Euro für das Forum Wissen

Michael Turko, einer der Initiatoren des Stiftungsdinners, und weitere Unterstützer mit Forum-Wissen-Brillen

Dieses Ergebnis kann sich sehen lassen: 100.000 Euro kamen beim Stiftungsdinner am vergangenen Freitag für das Forum Wissen zusammen. Das Geld soll dem Ausstellungsraum im Forum Wissen zugutekommen, der sich mit dem 1773 gegründeten „Academischen Museum“ befassen wird.

Beim festlichen Dinner in der Aula am Wilhelmsplatz ging es aber nicht nur um Geld, sondern Dank des Festredners Norbert Lammert auch um die großen Fragen unserer Zeit: Wer vertritt das Volk? Wie entstehen gemeinsame, bindende Entscheidungen, wenn es keinen einheitlichen Volkswillen gibt? Wie bleibt die Demokratie in einer globalisierten Welt tragfähig?

Interessanterweise fielen bei diesen demokratietheoretischen Überlegungen viele Stichworte, die auch für das Forum Wissen von entscheidender Bedeutung sind: Die Notwendigkeit einer kritischen Haltung gegenüber dem vermeintlich Selbstverständlichen, die zentrale Bedeutung der Pluralität der Perspektiven und die bedeutende Rolle der Sichtbarkeit von Prozessen.

Keine Wahrheit, aber viele Perspektiven

Der ehemalige Bundestagspräsident und diesjährige Festredner Norbert Lammert

„Die große Errungenschaft der Aufklärung ist die Erkenntnis, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt. Wer sich als Vertreter des wahren Volkswillens versteht, hat die Grundlagen des demokratischen Systems nicht verstanden,“ so Norbert Lammert, ehemaliger Bundestagspräsident und Festredner beim diesjährigen Stiftungsdinner. Der Volkswillen existiere nur im Plural. Egal um welche politische Entscheidungen es gehe – als Beispiele nannte er Steuern, Flüchtlingspolitik und den Euro – immer gebe es viele Perspektiven, die sich nicht vereinbaren ließen. In der Demokratie habe man sich daher darauf geeinigt, dass gilt, was die Mehrheit entscheidet – auch wenn dies nicht immer die besten Lösungen bringe.

Klar ist nach seiner Rede: Demokratie bleibt anstrengend. Einfache Antworten auf komplizierte Fragen werden auch in Zukunft ausbleiben. „Selbst in Staaten, in denen demokratische Verfahren lange etabliert sind, kann man sich nicht auf ihre Selbstverständlichkeit verlassen“, betont Lammert. Zweifel und Kritik seien daher besonders dort verbreitet, wo die Demokratie stabil und tragfähig sei – und daher ein Zeichen ihrer Stärke.

Wissen wird geschaffen

Auch das Forum Wissen hat das Ziel, Besucherinnen und Besucher zu einer kritischen Haltung zu befähigen. Sie sollen selbst beurteilen können welche wissenschaftlichen Erkenntnisse glaubwürdig sind und welche nicht – und zwar nicht unbedingt, weil sie jedes wissenschaftliche Thema durchdringen, sondern weil sie verstehen, wie die Prozesse der Wissenschaft funktionieren. Die Prämisse im Forum Wissen ist: Wissen wird geschaffen. Unter welchen Bedingungen dies geschieht, welche Voraussetzungen und Zufälle dabei eine Rolle spielen und welche Personen am Wissen-Schaffen beteiligt sind, darum geht es in den Ausstellungen im Forum Wissen.

Das Academische Museum im Forum Wissen

Marie Luisa Allemeyer, Direktorin der Zentralen Kustodie und Forum Wissen-Projektleiterin, zeigt eine Bronze-Medaille von 1825, die den Gründer des Academischen Museums, Johann Friedrich Blumenbach, ehrt.

In einem der Ausstellungsräume wird das Academische Museum im Mittelpunkt stehen, das 1773, rund vierzig Jahre nach Gründung der Universität Göttingen eröffnet wurde. Es war eines der erstens Museen in Deutschland, das Sammlungsobjekte nach wissenschaftlichen und nicht primär nach ästhetischen Kriterien präsentierte. Wie die gesamte Universität war das Museum aufklärerischen Idealen verpflichtet: Die gesammelten Objekte dienten als Material für Forschung und Lehre. Gleichzeitig sollten sie auch einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Forum Wissen steht der Raum „Academisches Museum“ für das Sammeln von Objekten, die der Forschung und Lehre dienen.

Die Initiatoren des Stiftungsdinners an der Universität Göttingen

Von links nach rechts: Die Initiatoren Michael Turko, Jens Frahm und Stefan Hell, Festredner Norbert Lammert, Universitätspräsidentin Ulrike Beisiegel, die Initiatoren Thomas Oppermann, Rolf-Georg Köhler und Gerd Hasenfuß, Moderator Christian Floto.

Seit 2008 veranstaltet ein Kreis von Initiatoren alle zwei Jahre das Stiftungsdinner zugunsten besonderer Projekte der Universität Göttingen. Der Initiatorenkreis besteht in diesem Jahr aus den Professoren Stefan Hell, Jens Frahm und Gerd Hasenfuß, der Professorin Julia Fischer, dem Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler, dem Bundestagsabgeordneten Thomas Oppermann, dem Steuerberater Michael Turko und Brigitta Hogrefe.

 

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